A Woman with Purpose: Dame Stephanie Shirley CH

A Woman with Purpose: Dame Stephanie Shirley CH

«Wer hätte gedacht, dass die Programmierung der Blackbox für das Überschallflugzeug Concorde von einer Gruppe von Frauen in Heimarbeit vorgenommen wurde?»

In der Welt der Computerpioniere ist Dame Stephanie (Steve) Shirley CH eine der berühmtesten, nicht nur weil sie im England der 60er Jahre ein 3-Milliarden-Dollar-Tech-Imperium aufgebaut hat, sondern auch, weil sie dies mit einer rein weiblichen Belegschaft tat. Und nicht nur das, bei ihr konnten beruflich qualifizierten Frauen, die nach Heirat und Kindererziehung aus dem Berufsleben ausgeschieden waren, einen Neuanfang wagen und von Zuhause aus arbeiten.

Shirley, die 1939 als Fünfjährige mit dem «Kindertransport», einer Rettungsaktion für überwiegend jüdische Kinder vor Beginn des Zweiten Weltkriegs, aus Dortmund ins Vereinigte Königreich kam, hatte sich immer geschworen, ihr Leben zu «einem Leben zu machen, dass es wert war, gerettet zu werden». Und so war es ihr ein Anliegen aufzuzeigen, welch enorme Chancen wir als Gesellschaft verpassen, wenn wir zulassen, dass ungerechte Systeme weiterbestehen.

Als Tech-Unternehmerin leistete sie Pionierarbeit für viele heute übliche Geschäftspraktiken, darunter Mutterschaftsurlaub, flexible Arbeitszeiten, Jobsharing und Miteigentum am Unternehmen (was 70 ihrer MitarbeiterInnen zu Millionären machte). Und seitdem sie 1993 in den Ruhestand ging, hat sie zudem einen Großteil ihres Vermögens über ihre eigene Stiftung, die viele Jahre lang zu den 50 wichtigsten Stiftungen im Vereinigten Königreich gehörte, an verschiedene Projekte gespendet. «Ich mag meine schönen Kleider (sie ist seit Jahren ein großer Fan von Akris), ich liebe moderne Kunst, aber im Allgemeinen habe ich das Gefühl, dass ich jeden Tag etwas tun muss, um mein Leben zu rechtfertigen», sagt sie. Und dieses Leben ist heute noch genauso stark wie vor 88 Jahren.

Dame Stephanie Shirley CH ist ein wahres Vorbild dafür, wie man sein Leben aufbaut, und nicht nur sein Unternehmen.

Fotografiert von Fran Monks


Sie hatten keine Finanzierung, keine Investoren, Sie gründeten Ihr Imperium mit sechs Pfund Kapital, einem Küchentisch, einem Telefon und Ihnen selbst. Waren Sie furchtlos oder einfach naiv?

Beides. Ich hatte es satt, in der Geschäftswelt aufgrund meines Geschlechts blockiert zu werden und war entschlossen, eine Organisation zu schaffen, in der ich und andere Frauen arbeiten wollten. Aber ich hatte keine Ahnung, wie schwierig das sein würde!

Frauen in der Technologiebranche waren in den 60er Jahren eher unüblich. Sie haben sogar Ihren Namen in "Steve" geändert, um bessere Chancen zu haben. Können Sie uns ein wenig darüber erzählen?

Ich schrieb Werbebriefe (ja, Briefe, das war noch vor den Tagen der E-Mail) und bekam keine Antwort. Mein Mann meinte, dass es an der doppelten weiblichen Bezeichnung "Stephanie Shirley" liegen könnte. Also nahm ich einen anderen Namen an und begann mit "Steve Shirley" zu unterschreiben. Es funktionierte. Seitdem bin ich Steve.

Haben Sie einen Rat für junge Tech-Unternehmerinnen von heute?

Erstens: Es braucht seine Zeit, bis Sie anfangen, Gewinn zu machen. Erwägen Sie also, Ihr Unternehmen in Ihrer Freizeit zu gründen, während Sie noch berufstätig sind. Zweitens: Ich würde Ihnen raten, sich mit anderen Unternehmerinnen zu vernetzen. Drittens: Kleiden Sie sich in Akris. Dann fühlen Sie sich besonders selbstbewusst.

Sie haben das Arbeiten von zu Hause aus ermöglicht und ausschliesslich Frauen beschäftigt, von denen die meisten wegen ihrer Kinder keinen 9-to-5-Bürojob annehmen konnten. Wie sind Sie auf diese eher ungewöhnliche Idee gekommen?

Unsere Philosophie der «positiven Diskriminierung» sollte dazu beitragen, den Sexismus der damaligen Zeit auszugleichen. Es handelte sich um ein soziales Unternehmen, dessen Erfolg in sozialer und nicht in finanzieller Hinsicht gemessen wurde. «2scratch your own itch», grob gesagt, geht es darum, wenn Du ein Problem hast, dass Du gerne gelöst hättest, sorge für dessen Lösung.

Vor dem Zweiten Weltkrieg war Programmieren ein Frauenberuf. Heute beträgt der Frauenanteil in der Technologiebranche nur etwa 30 Prozent. Wie können wir mehr Frauen für die Programmierung und die IT-Branche gewinnen?

Programmieren war im administrativen Bereich angesiedelt. Das ist heute anders. Um heute ein gesundes Gleichgewicht zu erreichen, muss man geschlechtsneutral rekrutieren und dann dafür sorgen, dass weibliche Mitarbeiterinnen im Unternehmen bleiben und aufsteigen.

Wie sähe die Welt Ihrer Meinung nach aus, wenn mehr Frauen im IT- und Technologiebereich arbeiten würden?

Diversität (jeglicher Art) führt zu Innovation. Das ist für jedes Unternehmen überlebenswichtig, und in der schnelllebigen digitalen Welt gilt das erst recht.

Können Sie ein Zitat oder ein Motto teilen, nach dem Sie leben?

Denke für dich selbst, aber nicht an dich selbst.

Wie würden Sie rückblickend Ihren Führungsstil beschreiben?

Eine eiserne Faust im Samthandschuh.

Es wird gesagt, dass Sie nie ein Fan der Trennung von Privat- und Berufsleben waren. Warum sind private Angelegenheiten auch im Topmanagement wichtig?

Wir sind ganzheitliche Menschen - man kann mich nicht in die Mutter, die Ehefrau, die Geschäftsfrau einteilen. Die Balance zwischen Beruf und Privatleben ist wichtig, nicht zuletzt, um den Stress des Topmanagements zu bewältigen.

Weshalb glauben Sie an die Macht einer Bestimmung?

Erfolg, und sogar das Überleben, im Geschäftsleben erfordert Entschlossenheit und Zielstrebigkeit und den Glauben an etwas Grösseres. Wenn es einfach wäre, wären wir alle Millionäre.





Sehen Sie sich ein kurzes Interview von Dame Stephanie Shirley CH mit Engineering Hero an:

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